SIUG (Swiss Internet User Group)

Positionspapier zum Thema Spam

11. September 1999

Kontakt: siug@siug.ch

Dieser Text soll die Position der SIUG zum Thema Spam erklären und aufzeigen, welche Richtung zur Bekämpfung der unerwünschten Massenmails eingeschlagen und welche Entwicklungen gestoppt werden müssen.

0. Inhalt

  1. Was ist Spam?
  2. Probleme mit Spam
    1. Verlagerung der Kosten
    2. Die Masse
    3. Der Diebstahl der Ressourcen anderer Leute
    4. Wertlosigkeit von Spam
  3. Gegenmassnahmen
    1. Lokale Filter auf Empfängerseite
    2. Globale Filter
    3. Gegenattacken
    4. Gesetze
  4. Opt-Out vs. Opt-In
    1. Opt-Out
    2. Opt-In
    3. Usenet
  5. Situation in anderen Ländern
  6. Wie kann man sich vor Spam schützen?
  7. Fairer Umgang mit Adressen
  8. Referenzen, Links

1. Was ist Spam?

Ursprünglich stand "Spam" für das massenhafte Verschicken von (Werbe-)Artikeln im Usenet. Heute sind damit aber auch unverlangte unpersönliche Massensendungen von E-Mail (UBE - unsolicited bulk e-mail) und unverlangte kommerzielle Werbe-E-Mail (UCE - unsolicited commercial e-mail) gemeint. Spam wird nicht durch den Inhalt definiert, sondern alleine durch die Tatsache, dass er unverlangt und in grosser Menge versandt wird.

Der Ursprung und die genaue Definition des Ausdrucks sind umstritten. Spam ist eine Konservenfleischmarke. Es gibt einen Sketch von Monty Python, in dem es in einem Restaurant nichts als Spam gibt - niemand will Spam, aber alle werden davon überflutet.

Weitere Informationen zum Thema Spam findet man z.B. in [2] und [3]. Einen guten Artikel zum Thema des Usenet-Spams findet man in [1].

2. Probleme mit Spam

Spam erzeugt eine Vielzahl von Problemen:

2.1 Verlagerung der Kosten

Spam ist einzigartig in der Hinsicht, dass die Empfänger viel mehr dafür bezahlen als der Absender (allerdings ist Spam ähnlich wie die verbotene Fax-Werbung, wo der Empfänger die Kosten für Papier und Farbe hat). Der Absender bezahlt nur ein Konto bei einem Provider und ein paar Minuten bis Stunden Telefongebühren. Der ganze Rest wird von den Empfängern bezahlt. Dabei ist nicht nur an die Zeit und Telefongebühren zum Herunterladen des Spams zu denken. Spam verstopft auch die Leitungen und füllt die Festplatten der Mail- und News-Server des Providers. Spams mit ungültigen Adressen erzeugen Fehlermeldungen, die der Provider erhält. Alle diese Kosten des Providers werden natürlich über die Gebühren auf die Kunden überwälzt. Aber auch die Zeit des Empfängers ist ein Faktor. Das ist kein Problem bei einem einzigen Spam. Aber was, wenn man hundert Spams pro Tag erhält?

Diese ungerechte und ungefragte Verlagerung der Kosten auf die Empfänger ist nicht akzeptabel.

2.2 Die Masse

Viele E-Mail-Spams sagen "wenn Sie wünschen, ab unserer Liste genommen zu werden, antworten sie mit REMOVE". Warum muss man darum bitten, ab einer Liste genommen zu werden, auf die man gar nie eingetragen werden wollte? Selbst wenn man diese Frage einmal ignoriert, funktioniert dieses Prinzip nicht mehr, sobald das Volumen grösser wird. Zur Zeit erhalten die meisten von uns nur einige wenige Spams. Man überlege sich aber einmal, was passiert, wenn nur ein Zehntel eines Prozentes der Internetbenutzer beschliessen würden, E-Mail-Spams zu verschicken, und zwar mit einer Rate von 100'000 Spams pro Tag. (Dies ist mit einem normalen Dial-Up-Konto problemlos möglich.) Jeder von uns würde jeden Tag 100 Spams erhalten. Wenn auch nur ein Prozent aller Benutzer so spammen würden, hätten wir alle 1000 Spams pro Tag. Das Auffinden der richtigen und wichtigen Mail in dieser Masse wird zu einem Ding der Unmöglichkeit. Wenn das Spam-Problem grösser wird, werden unsere Mailboxen so verstopft damit, dass wir sie nicht mehr für normale E-Mail verwenden können. Das ist kein fernes Horrorszenario; auf AOL, dem grössten Provider der Welt, der jeden Tag zig Millionen Spams erhält, kämpfen schon heute viele Benutzer mit diesem Problem.

Im Usenet liegt das Problem ähnlich: Schon heute gibt es zahlreiche Newsgruppen, die durch die Spam-Masse zerstört wurden. In diesen Newsgruppen befindet sich so viel Spam, dass eine normale Diskussion zum eigentlichen Thema der Newsgruppe verunmöglicht wird. Die Kosten für die so "verspamten" Newsgruppen tragen wiederum die Abonennten der Newsgruppen und die Provider. Durch das Entfernen des Spams mittels spezieller Kontroll-Nachrichten entsteht noch mehr Datenverkehr, der wiederum von den unschuldigen Benutzern getragen werden muss. Das Diskussionsmedium Usenet ist durch Spam in Gefahr geraten.

Die Zerstörung der Medien E-Mail und Usenet durch Spam darf nicht hingenommen werden.

2.3 Der Diebstahl der Ressourcen anderer Leute

Die meisten Spammer verwenden nicht ihre eigenen Mail- oder News-Server; entweder haben sie gar keine eigenen Server und ihre Provider verbieten den Missbrauch ihrer Server für Spam, oder aber ihre Server werden von anderen Providern geblockt. Sie versenden ihre Spams einfach über Server, die gar nicht ihnen gehören und unsicher bzw. schlecht konfiguriert wurden. So ein Missbrauch kann einen Server lahmlegen, er kostet auf jeden Fall dem betreffenden Provider hunderte bis tausende Franken in verlorener Bandbreite, verschwendetem Diskplatz, Zeit zur Bearbeitung von Fehlermeldungen usw. Viele Spammer eröffnen Kontos mit dem einzigen Zweck, damit Spams zu versenden. Sobald der Spam weg ist, machen sie sich aus dem Staub - die Rechnung bezahlen sie nie. Der Provider kann dann in oft stundenlanger Arbeit aufräumen - Fehlermeldungen löschen, Reklamationen beantworten usw. Die Verwendung solcher "Wegwerf-Accounts" wird durch die Mode gekommenen Gratis-Internetanschlüsse noch vereinfacht: Da dort das Surfen völlig anonym geschieht, kann ein Spammer nicht blockiert und auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Diebstahl ist in allen Formen falsch und muss auch im Internet bekämpft werden.

2.4 Wertlosigkeit von Spam

Die meisten Spams, die ich erhalte, machen Werbung für wertlose Sachen, sind unlesbar, irreleitend oder sogar illegal. Es handelt sich um Pyramidenschemen, Software zum Verschicken von Spam, Wunderkuren, irgendwelche dubiose Anbieter von Internet-Dienstleistungen, Immobilien in Südostasien, Pornographie usw. Alles Sachen, die so wertlos sind, dass es sich nicht einmal lohnt, für die Werbung etwas zu bezahlen - also lässt man die Empfänger bezahlen. Ausserdem sind die Kosten des Versendens von Spam so gering, dass es sich nicht lohnt, nur an ein bestimmtes Zielpublikum zu schicken, also schickt man einfach an alle - ist ja egal, wenn nur Promillebruchteile der Empfänger überhaupt daran interessiert sein könnten. Für den Spammer lohnt sich der Spam schon bei kleinsten Antwortraten, die Verlierer sind die grosse Masse der Spam-Epmfänger.

Viele Spams sind zudem mit Lügen gefüllt: Oftmals behaupten Spammer, die Empfänger hätten die Werbung ausdrücklich gewünscht. In Wirklichkeit sammeln sie Adressen aus Newsgroups, aus Webseiten, aus Mailinglisten usw. Viele Spams sind absichtlich so gemacht, dass man nicht auf den ersten Blick merkt, dass es sich um Spam handelt. Absenderadressen werden gefälscht. Kritiker werden bedroht. Spam-Software ist so gemacht, dass es für den Provider schwierig ist, einen Versand rechtzeitig zu bemerken. Die meisten Spammer geben den Empfängern die "Möglichkeit", sich von ihrer Liste streichen zu lassen. Wenn man diese "Remove"-Listen aber testet, indem man eine neue, ungebrauchte Adresse dort hinschickt, findet man oft heraus, dass diese bisher unbekannte Adresse innert Tagen bis Stunden Spam erhält - die Spammer benutzten die Liste der Leute, die keinen Spam wollten, weil sie wissen, dass diese Leute ihr Mail sicherlich lesen!

Spam ist meistens wertlos. Leute, die auf Spam-Werber hereinfallen könnten, müssen rechtzeitig aufgeklärt werden.

3. Gegenmassnahmen

Es gibt eine Reihe von Gegenmassnahmen, die unterschiedlich viel bringen können:

3.1 Lokale Filter auf Empfängerseite

Es gibt Mail-Systeme, die es ihren Benutzern erlauben, komplexe Mail-Filter zu verwenden. Die Filter verweigern aufgrund von Analysen der eingehenden Mails die Annahme von vermutetem Spam. Der Mail-Empfänger wird damit zumindest von einem Teil des Spams entlastet. Die Übertragung des Spams muss trotzdem noch vom Empfänger bezahlt werden, da der Spam erst nach dem Empfang als solcher erkannt werden kann. Zudem ist nicht garantiert, dass nicht auch einmal eine berechtigte Mail fälschlicherweise als Spam ausgeschieden wird.

Auch bei Usenet-News lassen sich Artikel aufgrund von verschiedenen Kriterien ausfiltern. Dies kann man mit einem Spam-Filter im News-Server oder auch mit der "killfile"-Funktion des Newsreaders machen. Trotzdem müssen die Usenet-Spams übertragen und vom Empfänger bezahlt werden.

Lokale Filter können das Problem z.T. entschärfen, sind aber keine langfristige Lösung.

3.2 Globale Filter

Es existieren Dienste, die eine Liste von Service Providern und Computern führen, über die Spam verschickt wird und die nichts dagegen unternehmen. Ein solcher Dienst ist die MAPS (Mail Abuse Prevention System) RBL (Realtime Blackhole List) [5]. Administratoren können ihre Mail-Server leicht so anpassen, dass sie die RBL verwenden. Es werden dann sämtliche Mails, die von einem eingetragenen Provider oder Computer kommen, abgeblockt und gar nicht erst empfangen. Ein Eintrag in die RBL wird üblicherweise dann gemacht, wenn von Seiten eines Providers oder einer Organisation keinerlei Bereitschaft signalisiert wird, etwas gegen den von dort kommen Spam zu unternehmen. Dabei werden auch unschuldige Kunden dieses Providers getroffen (was üblicherweise den Provider zu einer schnellen Reaktion veranlasst). Es gibt Newsgruppen, in denen über Eintragungen in der RBL diskutiert wird.

Es gibt auch einige ähnliche Systeme: Die MAPS DUL (Dial-up User List) [6] enthält alle Dialup-Rechner von Internetprovidern. Diese sollten ihre Mail eigentlich über den Mailserver ihres Providers abschicken (der nur Kunden Mails verschicken lässt) und nicht direkt, deshalb werden von DUL-Benutzern Mails von solchen Rechnern als Spam vermutet und geblockt. Hierbei handelt es sich um eine vorsorgliche Massnahme, es werden keine unschuldigen Kunden getroffen.

Ein weiteres globales Filtersystem ist die ORBS (Open Relay Behaviour-modification System) [7] enthält eine Liste aller entdeckten falsch konfigurierten Mailservern. Da diese Mailserver Mails von irgendwo nach irgendwo weiterleiten (sog. Relays), werden sie gerne von Spammern missbraucht und deshalb von ORBS-Benutzern geblockt. In die ORBS werden im Gegensatz zur MAPS RBL alle entdeckten Relays nach einer Kontrolle sofort eingetragen. Sie ist also sehr restriktiv und wird weniger häufig eingesetzt.

Es gibt auch die Gegenmassnahme der sogenannten "Teergruben" [9]. Dies sind Mail-Systeme, die den Empfang von vermuteten Spammer-System so stark verlangsamen, dass der Spammer sehr lange online bleiben muss, seine Systeme schlecht ausnützen kann und schliesslich sein Massenmailversand nicht mehr lohnenswert ist. Der Versand von normaler Mail wird nur etwas verzögert, aber nicht vollständig behindert. Dadurch werden keine Spams gefiltert, es wird nur den Spammern das Leben schwerer gemacht.

Im Usenet gibt es die sogenannte UDP ("Usenet Death Penalty" - Usenet-Todesstrafe) für Provider, die trotz vielfacher Proteste nichts gegen Spam unternehmen, der von ihren Systemen ins Usenet eingespiesen wird. Wird über einen Provider oder eine Organisation die UDP verhängt, so werden Usenet-Artikel, die von einem betroffenen Newsserver kommen, von den anderen Newsservern nicht mehr weitertransportiert (passive UDP) oder gar aktiv gelöscht (aktive UDP). Die UDP ist eine sehr drastische Strafe, die viele Unschuldige Kunden der Provider trifft. Sie wird als ultima-ratio eingesetzt um Provider dazu zu bringen, ihre Systeme vor Spam zu schützen und wurde schon gegen grosse Amerikanische Provider verhängt. Meistens genügt bereits eine Androhung der UDP. Auch hier gibt es Newsgruppen in denen über die Verhängung einer UDP diskutiert wird, z.B. de.admin.net-abuse.misc, news.admin.net-abuse.misc oder ch.admin.

Globale Filter sind ebenfalls keine Lösung des Problems, können aber mittelfristig einiges bewirken, indem die Provider und fahrlässige Organisationen zur Kooperation (und somit zum Schutz des Netzes vor Missbrauch) gezwungen werden.

3.3 Gegenattacken

Es gibt Leute, die Maschinen von Spammern knacken oder die Spammer mit riesigen Mailbomben eindecken. Diese Aktionen sind letztlich kontraproduktiv, indem sie das Netz noch mehr unnötig belasten und sind abzulehnen.

3.4 Gesetze

In diversen Staaten sind Gesetzesänderungen im Gange, um das Spam-Problem zu bekämpfen bzw. Spam zu legalisieren (Siehe auch Kapitel 5). Es gibt hauptsächlich drei verschiedene Ansätze:
  • Spam legalisieren. Diese Option ist wegen der in Kapitel 2 beschriebenen Probleme unbedingt abzulehnen.
  • Spam in Schranken weisen. Darunter versteht man, dass einem Spam beispielsweise eine gültige Kontaktadresse des Spam-Absenders beiliegen muss und dass man sich von der Verteilerliste des Spammers abmelden können muss (siehe auch Kapitel 4). Diese Variante wird von Werbemailern bevorzugt, da das Spamen noch immer möglich wäre. Sie löst das Problem aber nicht, da Spam noch immer verschickt werden kann. Sie ist deshalb ebenso abzulehnen.
  • Spam verbieten. Bei dieser Variante gibt es für die Gesetzgeber noch einige Details zu klären, wie z.B. ab wann eine Werbung genau unerlaubt ist und die internationale Koordination. Es nützt nicht viel, wenn Spam nur in einigen Ländern verboten ist, da dann der Spam aus dem Ausland verschickt wird, was für den Spammer keine weiteren Kosten nach sich zieht. Einzig diese Variante gibt Geschädigten jedoch die Möglichkeit, gegen Spammer vorzugehen und die ihnen entstandenen Kosten zurückzuverlangen. Sie ist deshalb die einzige Lösung und somit unbedingt zu begrüssen.

4. Opt-Out vs. Opt-In

Da Werbung an sich nicht völlig abzulehnen ist, bleibt die Frage, wie überhaupt noch berechtigte Werbung verschickt werden kann. Dabei gibt es im Wesentlichen zwei Methoden, die Konsumenten zu Werbung gelangen können:

4.1 Opt-Out

"Opt-Out" steht für die Möglichkeit, sich optional aus einer Empfängerliste auszutragen. Dies würde bedeuten, das man sich nach Erhalt eines E-Mail-Spams beim Absender abmelden kann um keine weiteren Mails mehr zu bekommen. Bei einer weiteren Zunahme von Spam würde das zur Folge haben, dass sich Konsumenten, die keine Interesse an E-Mail-Werbung haben, täglich von immer mehr Werbelisten abmelden müssten. Obwohl sie niemals ein Interesse an der Werbung gezeigt und sich nirgends angemeldet haben, müssten sie den Empfang bezahlen und sich von den Versandlisten abmelden.

Opt-Out ist deshalb abzulehnen und darf nicht zum Standard für Werbe-Mails werden.

4.2 Opt-In

"Opt-In" steht für die Möglichkeit, sich optional auf einer Empfängerliste eintragen zu lassen. Wer also von einer bestimmten Firma oder Organisation Werbung wünscht, meldet sich bei dieser an und erhält in Zukunft Werbung von dieser Firma. Dies bedeutet, dass nur diejenigen Konsumenten Werbung erhalten und dafür bezahlen müssen, die das auch ausdrücklich wünschen. Bei Opt-In Adresslisten ist sorgfältig darauf zu achten, dass die Liste nicht missbraucht werden können und wirklich nur Leute aufgenommen werden, die dies selbst gewünscht haben (durch das Verlangen einer Bestätigunsmail mit zugeschicktem Code beispielsweise). Zudem muss eine spätere Abmeldung problemlos möglich sein.

Opt-In auferlegt Kosten nur den Konsumentinnen, welche diese Kosten für ausdrücklich verlangte Informationen in Kauf nehmen und ist deshalb die einzige gerechte Möglichkeit, Werbe-E-Mails zu verschicken.

4.3 Usenet

Im Usenet bedeutet "Opt-In vs. Opt-Out", dass Werbung und Produkte-Informationen nur in speziell dafür vorgesehenen Newsgruppen (typischerweise die Gruppen der biz.*-Hierarchie) verschickt werden darf. Die Konsumenten abonnieren dann nur diejenigen Gruppen, für deren Inhalt sie sich interessieren. Diese entspricht dem "Opt-In"-Prinzip. "Opt-Out" gibt es im Usenet nicht, da nicht Leute direkt angemailt werden, sondern Diskussionsgruppen mit einer unbestimmten Anzahl von Teilnehmern als Ziele ausgewählt werden können.

Da hier viele nicht an der Werbung interessierte Leser die Werbung erhalten und den Transport bezahlen müssen, und da zudem Diskussionen gestört werden, ist Werbung in unpassenden Usenet-Newsgruppen abzulehnen.

5. Situation in anderen Ländern

Da Spam noch etwas sehr junges ist, fehlen spezielle Gesetze in den meisten Ländern. In einigen Ländern geht man davon aus, dass die Gesetze gegen Fax-Werbung auch auf Spam anwendbar währen. Präjudiz-Urteile fehlen jedoch meistens. In jüngster Zeit sind glücklicherweise Trends in die richtige Richtung festzustellen:

  • In Österreich wurde kürzlich ein neues Fernmeldegesetz angenommen, welches den Versand von unerwünschter Werbemail explizit verbietet [10]. Dies geschah unter anderem dank dem massiven Druck von Internet User-Verbänden [11].
  • Im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien wurde kürzlich ein Spammer nach einer Klage des von ihm missbrauchten Providers in einem kurzen und schmerzlosen Verfahren zu 600 Dollar Busse verurteilt [12].
  • In Dänemark hat der Justizminister am 1. März 2000 einen neuen Gesetzesvorschlag gemacht. Demnach darf E-Mail zu Werbezwecken nur noch verschickt werden, wenn der Empfänger dies im Voraus verlangt hat [16]. Aufgrund von Kommentaren der politischen Parteien dürfte das Gesetz angenommen werden.
In der EU gibt es auf der einen Seite die Bestrebungen von Wirtschaftsverbänden, die Pro-Spam ausgerichtet sind und die Kampagnen der Benutzer, die Spam verbieten lassen wollen [14]. Entschieden ist allerdings noch nichts.

Ein gesetzliches Verbot ist wichtig, weil damit die geschädigten mehr Möglichkeiten zum Vorgehen gegen Spammer bekommen (z.B. Schadenersatz für missbrauchte Provider). Zudem werden damit auch diejenigen abgeschreckt, die sich der Spam-Problematik ansonsten zu wenig bewusst sind und eine Spam-Aktion in Betracht ziehen würden.

6. Wie kann man sich vor Spam schützen?

Spamer haben verschiedene Möglichkeiten, wie sie an E-Mail-Adressen kommen:
  • Adressen werden aus Usenet-Artikeln extrahiert. Diese Methode ist sehr ergiebig, weil die Adressen in den Artikeln via Newsserver weltweit verbreitet werden.
  • Web-Seiten werden nach Adressen durchsucht. Dies bringt etwas weniger, da die Web-Seiten von weitem geholt und zudem viele Seiten durchsucht werden müssen, um auf Adressen zu stossen. Zudem sind die meisten auf Web-Seiten gefundenen Adressen vermutlich die Webmaster-Adressen.
  • Sie probieren Adressen aus, deren Existenz nur vermutet wird. Dazu besorgen sie sich Listen von Domains (z.B. alle *.ch-Domains) und schicken den Spam dann an postmaster@<domain>.ch, info@<domain>.ch, webmaster@<domain>.ch etc.
  • Teilweise werden auch die Kontaktadressen von Domains aus den jeweiligen Domain-Datenbanken geholt und diese dann direkt angemailt. Dies ist jedoch eine äusserst schlechte Idee, da damit viele Administratoren erreicht werden, die sehr gut wissen, wie man Spammern das Handwerk legt.

Wer vor Spam geschützt sein möchte, muss deshalb primär vorsichtig mit seiner E-Mail-Adresse umgehen und sich gut überlegen, wo er sie hinterlassen will. Man sollte allerdings auch nicht paranoid reagieren und seine E-Mail-Adresse wie ein Passwort geheimhalten, denn schliesslich ist sie eine Adresse, unter der man erreicht werden kann bzw. soll. So ist es z.B. nicht zu empfehlen, gefälschte E-Mail-Adressen zu verwenden, da damit das Problem nur verschoben wird: Versucht ein Spammer eine Mail an eine ungültige E-Mail-Adresse zu schicken, so werden die Administratoren der betroffenen Mail-Systeme mit Fehlermeldungen überhäuft. Zudem kann man auch legitim nicht mehr kontaktiert werden. Einige Empfehlungen im Zusammenhang mit gefälschten E-Mail-Adressen findet man in [13].

Massnahmen zum Schutz gegen Spam sind:

  • Niemals auf einen Spam antworten! Auch wenn im Spam drin steht, dass man antworten soll, wenn man keine weiteren E-Mails möchte, darf man das niemals tun, da ansonsten der Spammer weiss, dass die Adresse gültig ist und von jemandem gelesen wird. Somit kann er die Adresse weiterverkaufen und man bekommt noch mehr Spam. Die meisten Spams sind ohnehin einmalige Mails, da die Spammer über kurz oder lang ihren Internet-Zugang verlieren.
  • Gegen Spam kann und sollte man sich beim Provider des Spammers beschweren. Den richtigen Provider zu finden ist zwar für unerfahrene nicht sehr einfach, es ist aber auch keine Hexerei. Man kann sich dabei z.B. in der Newsgruppe ch.admin oder de.admin.net-abuse.mail helfen lassen. Bei der Recherche des wirklichen Ursprungs einer Mail ist [15] hilfreich.
  • Im Usenet kann man sich durch den Gebrauch einer Zweitadresse schützen, die den Spam sammelt. Siehe auch [13].
  • Bei Online-Wettbewerben ist Vorsicht geboten. Steht auf der Anmeldeseite, was mit der Adresse später geschieht? Muss man ein Feld anwählen, dass man Werbung wünscht? Ähnliches gilt auch, wenn man online Produkteinformationen bestellt oder etwas einkauft.

7. Fairer Umgang mit Adressen

Dieser Abschnitt soll Werbemailern, Web-Seiten-Erstellern, Providern und anderen im Internet aktiven Organisationen einige Tips geben, wie ein fairer Umgang mit den E-Mail-Adressen aussehen sollte:
  • Werbemails darf man nur an Personen bzw. Adressen schicken, die das explizit gewünscht haben. Ansonsten schädigt man seinen Ruf und handelt sich eine Menge Probleme ein.
  • Wenn Personen irgendwo ihre E-Mail-Adresse angeben müssen, muss dort auch stehen, was mit dieser Adresse geschieht. Soll die Adresse später für Werbung verwendet werden, so muss der Interessent dem explizit zustimmen (d.h. durch Opt-In). Der Default sollte "wünscht keine Werbung" sein.
  • E-Mail-Adressen dürfen nicht verkauft werden. Der Kauf und die anschliessende Verwendung von E-Mail-Adressen widerspricht dem im Internet üblichen Opt-In Prinzip.
  • Provider und Organisationen müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein, die sie gegenüber dem Rest des Internets haben. Sie müssen eine kompetente Ansprechperson im Falle eines Missbrauchs haben (üblicherweise mit der Adresse abuse@<domain>). Damit kann auch schnell reagiert und weitere Schäden vermieden werden. Provider müssen auch eine AUP (Acceptable Use Policy oder AGB = Allgemeine Geschäftsbedingungen) haben, die den Kunden einen klaren Rahmen für ihre Tätigkeiten im Netz gibt. Aufgrund der AUP kann sich unverantwortlich bzw. missbräuchlich verhaltenden Kunden leichter gekündigt werden.

Es ist abschliessend festzuhalten, dass wir mit diesen Regeln nicht eine Verreglementierung des Internets anstreben. Ein weltweites und so offenes System braucht gewisse Regeln, um für alle nützlich und brauchbar zu sein und zu bleiben. Schliesslich hört die Freiheit des einen dort auf, wo ein anderer geschädigt wird.

Referenzen, Links

  1. Werbung auf dem Usenet: Wie man es tun sollte und wie nicht
    http://www.use-net.ch/Usenet/advo_de.html
  2. Schweizer Spam
    http://www.trash.net/~sam/spam/
  3. Spam und Belästigung durch E-mail
    http://www.vibe.at/spam_def.html
  4. Verein für Internet-Benutzer Österreichs:
    http://www.vibe.at/
  5. Mail Abuse Prevention System: Realtime Blackhole List (MAPS RBL)
    http://maps.vix.com/rbl/
  6. Mail Abuse Prevention System: Dial-up User List (MAPS DUL)
    http://maps.vix.com/dul/
  7. Open Relay Behaviour-modification System (ORBS)
    http://www.orbs.org/
  8. Radparker.com Relay Spam Stopper
    http://relays.radparker.com/
  9. Teergruben FAQ:
    http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/usenet/teergrube.html
  10. Österreichisches Telekommunikationsgesetz
    Änderung:
    http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XX/I/texte/020/I02064_.html
    Gesetz:
    http://www.bmv.gv.at/tk/3telecom/recht/tkg/inhalt.htm
  11. Offener Brief des Vereins für Internet-Benutzer Österreichs:
    http://www.vibe.at/aktion_9906/index.html
  12. Slashdot-Bericht zum Gerichtsurteil gegen einen Spammer aus Kalifornien
    http://slashdot.org/article.pl?sid=99/08/02/129213&mode=thread
  13. Mini-FAQ: Falsche E-Mail-Adressen
    http://www.rewi.hu-berlin.de/~gerlach/falsche-email-adressen.html
  14. Initative von c't und politik-digital: Stimm gegen Spam!
    http://www.politik-digital.de/spam/de/hintergrund/
  15. FAQ: E-Mail-Header lesen und verstehen.
    http://www.rhein-neckar.de/~ancalago/faq/headrfaq.html
  16. EuroCAUCE: Situation in Denmark.
    http://www.euro.cauce.org/en/countries/c_dk.html
 

Letzte Änderung: 29. Nov 2009

Creative Commons License
© 1999-2009, SIUG.
Die Swiss Internet User Group (SIUG) ist eine Initiative der /ch/open
Swiss Internet User Group • SIUG • Postfach 42 • 23 Zürich • http://www.siug.ch